Poseidon Expeditions Magazin
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Entdecken Sie Franz-Josef-Land

Fünf Highlights einer Reise zu den verborgenen und geheimnisumwobenen Inseln in der russischen Hocharktis


Die 192 abgelegenen Inseln des Franz-Josef-Land-Archipels waren lange Zeit im Nebel der Zeit verborgen und sind wahrlich geheimnisumwoben. Diese entlegenen Inseln, die nordöstlich von Spitzbergen zwischen dem russischen Festland und dem Nordpol liegen, sind aufgrund des dichten Meereises und des rauen Wetters auch heute noch während weiter Teile des Jahres unzugänglich. Während der Sowjetzeit waren die Inseln zudem aufgrund der von den sowjetischen Autoritäten verhängten Reisebeschränkungen für Touristen praktisch völlig tabu. Selbst heute ist eine Individualreise zur Inselgruppe des Franz Josef-Landes unmöglich. Der Zugang ist nur mit einer organisierten Reise an Bord eines Expeditionskreuzfahrtschiffes oder eines Eisbrechers und in Begleitung von Rangern des Nationalparks "Russische Arktis" gestattet. Für die wenigen Besucher, die sich auf den Weg zu diesen rätselhaften Inseln in der russischen Hocharktis machen, ist der Eindruck der räumlichen und zeitlichen Abgeschiedenheit unbestreitbar eine große Attraktion. Noch fesselnder sind jedoch die Geheimnisse, die sich hier offenbaren. Gerade so, als würden sie aus den Tiefen der Geschichte zurückkehren. Im Folgenden präsentieren wir Ihnen fünf mögliche Höhepunkte einer Reise nach Franz Josef Land.
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Nansens Unterschlupf bei Kap Norvegia, Jackson-Insel

Nirgendwo in der Arktis ist das Heldentum und die Dramatik der frühen Polarforschung so offenkundig wie in Franz-Josef-Land. Unter den vielen historischen Stätten, die sich in dieser trostlosen Wildnis befinden, ist vielleicht keine so eindrucksvoll wie Kap Norvegia auf der Jackson Insel. Hier verbrachten die legendären Entdecker Fridtjof Nansen und Hjalmar Johansen den Winter 1895-96 in einer Behausung, die lediglich aus einem flachen Erdloch, niedrigen Erdwänden und einem Dach aus Walross Häuten bestand, das von einem Treibholzstamm gestützt wurde. Man kann noch immer die Wände und sogar den verwitterten Holzbalken der Behausung sehen, den die beiden legendären Abenteurer "das Loch" nannten. Ein eindrucksvolles und bedrückendes Zeitzeugnis über all die Entbehrungen, die die beiden Polar Pioniere erdulden mussten.

Rubini Rock - Die nördlichste Vogelkolonie der Erde?

In der Tichaja Bucht in der Nähe von Hooker Island gelegen, ist der Rubini Rock im Sommer Heimat der größten Seevogelkolonie im Franz-Josef-Land. Besucher dieser lebhaften Kolonie können Zehntausende von streitbaren Seevögeln beobachten, darunter Lummen, Dreizehenmöwen, Krabbentaucher und Eissturmvögel, die auf und um die geschwungenen Basaltsäulen herum nisten, die sich auf spektakuläre Weise aus dem dunklen Wasser der Bucht erheben. Wenn sie - zum Beispiel durch einen Polarfuchs - verschreckt werden, verdunkeln Wolken von Vögeln den Himmel. Da die imposante Felswand des Rubini Rock an der Westseite nahezu senkrecht ins Wasser abfällt, können sich Schiffe - selbst ein tiefgängiger Eisbrecher wie die "50 Years of Victory" - bis auf wenige Meter an diesen spektakulären Vogelfelsen annähern und ermöglichen auf diese Weise unvergessliche Vogelbeobachtungen in der vielleicht nördlichsten Vogelkolonie unseres Planeten.


Kap Flora, Northbrook Insel - Wildblumen und historische Artefakte

Als einer der besser zugänglichen Orte des Archipels war Kap Flora auf der Northbrook Insel im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert Ausgangsbasis für zahlreiche Polarexpeditionen. Dieser im Sommer sehr schöne Ort war in Wintern Schauplatz fürchterlichen Strapazen und unglaublicher Überlebensleistungen. Überall in der Tundra sichtbare Artefakte lassen sich noch heute den einzelnen dramatischen Episoden der Polargeschichte zuordnen. Eine Gedenktafel erinnert an das berühmte Treffen von Fridtjof Nansen und Frederick George Jackson, das hier im Juni 1896 stattfand. Der Ort trägt seinen Namen "Kap Flora" übrigens völlig zu Recht: Denn dank der nahegelegenen von Guano triefenden Seevogelklippen sind die hier liegenden Grasflächen gut gedüngt und ebenso reich an Wildblumen wie an historischen Schätzen. Aus diesem Grund findet sich hier eine für das sonst sehr karge Franz-Josef-Land große Artenvielfalt Gräsern, Blumen, Flechten und Moosen.


Kugelrunde und einzigartige Fotomotive auf der Champ Insel

Die vielleicht verblüffendste Entdeckung erwartet Reisende auf der Champ Insel, wo man eine Vielzahl von natürlich entstandenen Steinkugeln (Geoden) entdecken kann, die über die karge polare Wüstenlandschaft verstreut sind. Die Kugeln sind zwischen wenigen Zentimetern und zwei Metern groß und bieten somit einzigartige Fotomotive. Wie im gesamten Franz-Josef-Land-Archipel offenbaren sich bei genauer Betrachtung noch viele weitere Geheimnisse in Form von zarten Wildblumen, seltenen arktischen Vögeln und Belugawalen, die sich vor der Küste als cremefarbene Eisberge präsentieren!



Kap Fligely, Rudolf Insel - Der nördlichste Punkt Europas

Die Rudolf-Insel ist nicht nur die nördlichste Insel des Franz-Josef-Landes, die Insel ist zudem die nördlichste Landmasse Europas und somit Eurasiens. Der nördlichste Landpunkt liegt bei Kap Fligely auf 81° 51´ nördlicher Breite. Ganz konkret ist der nördlichste Teil die dortige Gletscher Abbruchkante, die sich durch Kalbungen ständig leicht verschiebt. Der Archipel Franz-Josef-Land liegt somit fast genau einen Breitengrad - das entspricht  111 Kilometer - höher im Norden, als der nördlichste Punkt Spitzbergens (Ross Insel, 80° 50´N). Während der legendären Österreichisch-Ungarischen Nordpolexpedition wurde Kap Fligely am 12. April 1874 durch eine dreiköpfige Gruppe unter Leitung von Julius von Payer erstmals erreicht und das Kap nach dem österreichischen Kartographen August von Fligely benannt. Da selbst im Sommer das Meer um die Rudolf Insel nur selten frei von Treibeis ist, ist eine Anlandung an dieser historisch wie geographisch bedeutenden Landmarke leider nicht immer möglich.


Franz-Josef-Land Expeditionskreuzfahrt - Expedition im Wortsinn

Überhaupt ist eine Franz-Josef-Land Expeditionskreuzfahrt an Bord der Sea Spirit eine Expedition im echten Wortsinn. Denn eine derartige Polarreise steht hier in der russischen Hocharktis - so stark wie wohl in keinem anderen unserer Zielgebiete - stets und zuerst unter dem Primat der Eis- und Wetterbedingungen. Diese sind es letztlich, die uns Kurs und Reiseziele vorgeben. Nur eines ist gewiss, das Abenteuer das mysteriöse Franz-Josef-Land in den Fußstapfen der Entdecker selbst zu erfahren, ist für jeden Besucher unbeschreiblich.