Poseidon Expeditions Magazin
Poseidon Expeditions //

Die Erforschung Franz-Josef-Lands – Teil 2

Nach seiner Entdeckung im Jahr 1873 lockte Franz-Josef-Land zahlreiche Abenteurer an den Rand der Welt. So wurde aus dem abgelegenen und wenig gastfreundliche Archipel zuweilen eine Einsatzbasis – oder aber ein Sehnsuchtsort – wie heute – für Menschen, die an Orte reisen wollten, die vor ihnen noch nie jemand betreten hatte.

[spoiler]

Auf die Österreichisch-Ungarische Nordpolexpedition folgte im Jahr 1880 eine weitere Expedition nach Franz-Josef-Land, geleitet von Benjamin Leigh Smith. Mit der Bark „Eira“ brach der britische Entdecker von Schottland aus zu den entlegenen Inseln auf und erreichte den Archipel im August über Spitzbergen. Vom Eis eingeschlossen zu werden blieb ihnen erspart, denn Smith und seine Crew nutzten eine riesige freie Wasserfläche im Eismeer, eine sogenannte Polynya für ihre Fahrt. Sie erkundeten die noch unentdeckten südlichen Inseln einschließlich Bell Island. Nach zwei Wochen Jagd, wissenschaftlicher Forschung und vielen Entdeckungen segelten sie durch die offene Barentssee zurück nach Spitzbergen.

Ein Winter mit Eisbären

Im folgenden Jahr führte Smith eine weitere Expedition nach Franz-Josef-Land. Er und sein Team kehrten nach Bell Island zurück und bauten eine Hütte, in der sie den Winter verbringen wollten. Bei einer Erkundungsfahrt lief die Eira jedoch auf Eis und sank in der Nähe von Kap Flora, Northbrook Island. Zwar konnten die Crew und ihre Gerätschaften gerettet werden, eine Rückkehr nach Bell Island war jedoch unmöglich. Stattdessen bauten sie bei Kap Flora einen Unterschlupf aus Grassoden und Steinen, wo sie den langen Winter mit Eisbären und brennendem Walrossspeck verbrachten. Schließlich verließen sie Franz-Josef-Land im Juni 1882 in ihren Rettungsbooten und wurden nach fünf Wochen auf See in Novaya Zemlya gerettet.

Währenddessen widerfuhr auch der unglückseligen US-Arktisexpedition von 1879-1881 ein Drama, als die „USS Jeannette“ vom Eis zerquetscht wurde und vor den Neusibirischen Inseln versank. Drei Jahre später fand man in Grönland Reste der Jeannette, die über den Arktischen Ozean und womöglich sogar über den Nordpol gedriftet waren. Der norwegische Entdecker Fridtjof Nansen nahm deshalb an, dass man 90 Grad Nord erreichen könne, wenn man ein Schiff gezielt vom Packeis nördlich Sibiriens einschließen und sich damit in unmittelbare Nähe des Pols treiben ließe.

Nansen ließ eigens für diese Mission das Schiff „Fram“ bauen und erreichte damit 1893 die Neusibirischen Inseln. Wie geplant, hielt die Fram der enormen Kraft des Eises stand und wurde die nächsten drei Jahre umschlossen. Das Schiff kam jedoch nur langsam und unstet voran. Bei 84 Grad Nord fuhr Nansen im März 1895 deshalb gemeinsam mit Hjalmar Johansen in einem Hundeschlitten zum Pol. Schwierige Eisverhältnisse und starke Kälte zwangen sie bei 86 Grad Nord allerdings zur Umkehr. Dennoch war ein neuer Rekord aufgestellt. Die Gefährten kehrten nicht direkt zum Schiff zurück, sondern fuhren stattdessen nach Süden in Richtung Franz-Josef-Land.

Mit dem Kajak nach Spitzbergen

Trotz sich verschlechternder Eisbedingungen und eines Eisbärenangriffs  erreichten Nansen und Johansen im August 1895 schließlich Franz-Josef-Land. Nachdem sie ihre Position auf den Karten der Österreichisch-Ungarischen Nordpolexpedition gefunden hatten, wollten sie nach Bell Island fahren. Hier sollte Benjamin Leigh Smith Vorräte hinterlassen haben. Da sich dieses Ziel als unerreichbar erwies, beschlossen sie, im Norden der Inselgruppe zu überwintern. Sie nannten den Ort „Kap Norwegen“, gruben sich eine kleine Grube und überspannten sie mit einem Dach aus Tierhäuten, gestützt von einem Treibholzstamm. Ein primitiver Schutz für die nächsten acht Monate!

Im Mai 1896 verließ die Gefährten Kap Norwegen, um mit dem Kajak nach Spitzbergen zu fahren. Erschöpft von Walrossangriffen und kurz vorm Ertrinken erreichten sie nach einem strapaziösen Monat schließlich Kap Flora. Dort stießen sie zufällig auf Frederick Jackson von der Jackson-Harmsworth-Expedition – und waren gerettet. Die Fram und ihre Crew konnten sich schließlich in der Nähe Spitzbergens aus dem Eis befreien – ganz so, wie Nansen es vorausgesagt hatte.

Ebenso spannend und doch ganz ungefährlich ist eine Expeditionskreuzfahrt mit Poseidon Expeditions nach Franz-Josef-Land. Hier folgen Sie den Spuren der einstigen Forscher, entdecken ihre historischen Lager und staunen über ihre ungeheure Widerstandskraft. Besuchen Sie die als „Eira Lodge“ bekannte Hütte von Benjamin Leigh Smith, die immer noch auf Bell Island steht. In Kap Flora können Sie Relikte diverser Polarexpeditionen erkunden, darunter Hinterlassenschaften von Frederick Jackson. Am Kap Norwegen auf Jackson Island erwarten Sie die beeindruckenden Überreste der Grube von Fridtjof Nansen und Hjalmar Johansen. Die Insel benannte Nansen nach dem Mann, der ihn und seinen Gefährten vor dem sicheren Tod bewahrte. Und Sie können sogar Kap Tegetthoff besuchen, wo die Entdecker Franz-Josef-Lands die wunderschönen und betörenden Inseln das erste Mal betraten.