Poseidon Expeditions Magazin
Christian Hoppe //

Poseidon Expeditions Buchclub: Klemens Pütz und seine Frackträger

Eine Mitreisende auf meiner ersten Antarktis Expedition brachte es einmal kurz und knapp auf den Punkt, "Bei Menschen die Pinguine nicht mögen, sind nicht die Pinguine das Problem." Wer will da widersprechen? Pinguine findet eigentlich jeder toll. Kommt doch heutzutage kaum ein Kinderzimmer ohne mindestens eine Plüschvariante aus. In Filmen wie "Happy Feet" und "Die Reise der Pinguine" sind sie die Stars.

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In Zoos ist es bei den Pinguinen immer besonders voll. Und auch in der digitalen Welt wird fleißig gepostet und geliked, wann immer ein Pinguin zu sehen ist - das merken auch wir auf unseren Facebook und Instagram Accounts, wo Bilder der drolligen Gesellen sich stets als besonders beliebt erweisen und auch entsprechende MAGAZIN Artikel über Pinguine werden gerne gelesen. Aus diesem Grund wollen wir in dieser Ausgabe unseres Poseidon Expeditions Buchclubs das aus unserer Sicht beste deutschsprachige Buch über Pinguine vorstellen: "Unverfrorene Freunde: Mein Leben unter Pinguinen" von Dr. Klemens Pütz und seiner Co-Autorin Dunja Batarilo.

Per Zufall in die Antarktis und zum Lebensthema Pinguin

Klemens Pütz liebt seine "Frackträger". Das ist in jedem Absatz, ja in jeder Zeile des Buches deutlich zu spüren und auch nicht verwunderlich. Denn Dr. Pütz beschäftigt sich seit nunmehr drei Jahrzehnten mit den Vögeln, die wohl wie keine andere Tierart für die Antarktis stehen. Klemens Pütz ist der deutsche Pinguin-Experte, der einzige Forscher Deutschlands, der sich dauerhaft mit Pinguinen beschäftigt. Und dabei begann diese Karriere, wie Pütz es im Buch schildert, vor 30 Jahren eher zufällig und zudem, wie er es mit dem ihm eigenen Witz beschreibt, sehr spontan. Weil ein Forscher kurzfristig ausfiel und dringend noch ein vierter Mann gesucht wurde, sonst hätte die Expedition aus Sicherheitsgründen nicht stattfinden dürfen, fuhr Pütz kurzfristig bei einer Forschungsreise des Alfred-Wegener-Instituts in die Antarktis mit. Eine Reise, die dem frisch diplomierten Biologen auch gleich noch das Thema für seine Doktorarbeit lieferte - der etwas sperrige Titel seiner Promotion: "Aspekte der Nahrungsökologie von Kaiserpinguinen (Aptenodytes forsteri) und Königspinguinen (A. patagonicus)".

Pinguine sind mehr als nur putzig

Und bereits im Vorwort schildert Pütz worum es ihm in seinem Buch auch geht. Denn, "Pinguine sind allerdings mehr als nur putzig. Sie haben uns einiges zu sagen. Sie leben unter extremen Bedingungen und vollbringen Anpassungsleistungen, von denen wir Menschen nur träumen können, sowohl an Land als auch im Wasser. Ändert sich an diesen Bedingungen etwas, zeigen es uns die Pinguine sofort. An ihnen sehen wir, wo es klemmt – in einem Ökosystem, auf dessen Erhalt auch wir Menschen angewiesen sind." Sachlich und ohne erhobenen, moralischen Zeigefinger schildert Pütz die Bedrohung des (sub-) antarktischen Ökosystems. Dabei überlässt er es stets dem Leser, was er mit diesen neu gewonnenen Erkenntnissen anfangen will.

Humorvolle Schilderungen aus dem Alltag eines Pinguinforschers

Das Buch ist dabei, bei aller gebotenen Ernsthaftigkeit für die Situation der Pinguine, kein weiteres Buch der Kategorie "alles ist ganz ganz furchtbar schlimm in den Polargebieten".  Mit Humor - der übrigens für einen gebürtigen Rheinländer überraschend norddeutsch trocken daherkommt - schildert Pütz seine ersten Geh- und vor allem Pinguinfang-Versuche auf dem 7. Kontinent. Nonchalant und kompetent schildert er Anekdoten aus seinem Forscherleben. So erfährt man einiges über den Forscher-Alltag, über die Neugier der Tiere und über die beeindruckenden Anstrengungen, die Pinguine für das Überleben ihrer Küken in Kauf nehmen. All das gelingt Klemens Pütz so überzeugend, dass man als Leser schnell vom Zauber der Pinguine gefangen ist und die Seiten des Buches dahin fliegen.

"Sex and Crime" in der Pinguinkolonie

Seinen Humor merkt man besonders bei der Beschreibung des Alltags der Pinguine. Diesen schildert Dr. Pütz mit Witz, betont dabei aber immer, dass die Tiere nicht zu vermenschlichen sind. Denn wer Pinguine bisher ausschließlich als liebenswerte drollige Gesellen betrachtet hat, muss bei der Lektüre sehr, sehr stark sein! Die Tiere sind nicht immer lieb und nett. Pütz betont mehrfach, dass man es besser vermeidet, menschliche Moralvorstellungen auf Tiere zu übertragen. Er schildert "Sex and Crime" in der Pinguinkolonie. Beschreibt Prostitution, Kidnapping und Pädophilie und räumt gründlich mit einigen idealisierten Vorstellungen über die von uns so oft idealisierten Frackträger auf.

Bedrohungen, Auswege und Lösungen

Eindrücklich wird es, wenn Klemens Pütz im letzten Teil des Buches von den menschengemachten Gefahren für die Pinguine berichtet. Hierzu zählen Plastikmüll und Ölverschmutzung in den Meeren, die Bedrohung durch die Fischerei oder das Verschwinden der Lebensräume einiger Pinguinarten. Aber auch in diesem Abschnitt bleibt Pütz seiner Linie treu. Er beschreibt was ist und schildert mögliche Auswege. Lösungen, an denen er zum Teil selbst aktiv beteiligt ist. So erwarb der von ihm mitbegründete Antarctic Research Trust auf den Falklandinseln mehrere kleine, unberührte Inseln, um dort den Lebensraum für die Tiere der Antarktis und der Subantarktis zu erhalten bzw. zu renaturieren.

Als Vorbereitung auf Pinguin Kreuzfahrt wärmstens empfohlen

Als Leser dürfen Sie sich auf äußerst umfangreiche, niemals langweilige oder über-akademisch daher kommende Informationen rund um die vielleicht faszinierendsten Vögel unseres Planeten freuen. Jedem Pinguin-Freund ist dieses Buch wärmstens empfohlen und auch zur Vorbereitung auf Ihre Antarktis Kreuzfahrt zu den Pinguinen ist es bestens geeignet.

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