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Poseidon Expeditions Buchclub: Die MOSAiC Eisbrecher Expedition zum Nordpol

Das Tagebuch der größten Arktis Expedition aller Zeiten

Am 20. September 2019 begann die MOSAiC-Expedition, die größte Arktis Expedition aller Zeiten. Das leicht prosaisch anmutende Kürzel MOSAiC steht dabei übrigens für Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate oder auf deutsch "Multidisziplinäres Driftobservatorium zur Untersuchung des Arktis Klimas". Zentrales Element dieses internationalen Megaprojekts war eine ganzjährige Drift des deutschen Forschungseisbrechers Polarstern durch die zentrale Arktis. Ein auch in normalen Zeiten ambitioniertes Projekt, das sorgfältiger Planung bedarf. Nun aber war das Jahr 2020, wie wir alle leidvoll erfahren durften, kein normales Jahr. "Eingefroren am Nordpol: Das Logbuch von der Polarstern" des deutschen MOSAiC Expeditionsleiters Markus Rex ist ein spannender Bericht über die vielfältigen Herausforderungen, denen sich die Teilnehmer in den über 300 Tagen im Eis stellen mussten.

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Bessere Klimaprognosen sind das Ziel der Eisbrecher Expedition

Das Forschungsziel der unter der Führung des deutschen Alfred-Wegener-Instituts durchgeführten Expedition ist es, die komplexen und bislang nur zu Teilen erforschten Klimaprozesse in der zentralen Arktis zu untersuchen. Ich verwende hier bewusst den Präsens, denn die Auswertung der gesammelten Daten wird die beteiligten Wissenschaftler noch lange Zeit in Anspruch nehmen. Die Forscher hoffen jedoch, dass sie nach Abschluss der Auswertung aller gesammelten Daten besser in der Lage sind, die Darstellung dieser Klimaprozesse in ihren globalen Klimamodellen zu verbessern und damit zu präziseren Klimaprognosen beizutragen.


In der Spur Nansens mit dem Eisbrecher zum Nordpol

"Eingefroren am Nordpol" ist allerdings explizit kein trockener Forschungsbericht, sondern eher ein Expeditionstagebuch. Gewissermaßen ein Abenteuerbericht, in den allerdings immer wieder interessante Einschübe aus aktueller Forschung sowie der Polar Geschichte eingeflochten sind, die das Buch auflockern und das Lesen sehr abwechslungsreich und informativ gestalten. Immer wieder greift Markus Rex beispielsweise Fridtjof Nansens Fram-Expedition vor über 100 Jahren auf. Die Fram-Expedition war ebenfalls eine Drift Expedition und ein gleichermaßen ambitioniertes Unterfangen am Rande des (damals) machbaren. Nansens dreijährige Expedition förderte seinerzeit Erkenntnisse zu Tage, die den Blick der Zeitgenossen auf die Arktis und insbesondere das Nordpolarmeer und die Region um den Nordpol veränderten. Hierzu zählten unter anderem die Widerlegung der Hypothese, dass sich um den Nordpol ein eisfreier Ozean erstreckt oder eine versteckte Landmasse auf Entdeckung warten würde und natürlich auch der Beweis der von Nansen zuvor lediglich vermuteten transpolaren Eisdrift. Jene Drift, die sich nun mehr als 120 Jahre später die MOSAiC-Expedition zu nutze machen sollte.


Eingefrorenen mit dem Eisbrecher durch das Nordpolarmeer

Markus Rex beschreibt die einjährige Reise durch das Eis des Nordpolarmeers eindrücklich und spannend. Er berichtet von der Vorbereitungen der Expedition und davon wie die Polarstern in Begleitung eines russischen Forschungseisbrechers mit zunehmender Verzweiflung in der Laptewsee nach einer geeigneten Eisscholle sucht, um an dieser anzudocken, diverse Forschungsstationen aufzubauen und dann gemäß Plan eingefroren die Drift zu starten. Rex schildert wie die Polarstern in der dunklen arktischen Winternacht monatelang an ihrer Scholle festgefroren war. Dabei berichtet er fesselnd von der Faszination der langen Polarnacht sowie der konkreten Forschungsarbeit auf, über und unter dem Eis. Auch Berichte über das Bordleben kommen nicht zu kurz und dann sind natürlich auch noch die Begegnungen mit dem neugierigen "König der Arktis", dem Eisbären. Denn Aufeinandertreffen mit Eisbären gab es so einige und wenn die Tiere zu neugierig wurden und drohten sich an die Polarstern zu gewöhnen und darüber ihr natürliches Jagdverhalten zu vergessen, dann wurden sie mit Stolperdraht, Leuchtraketen und wenn nötig dem Helikopter vergrämt. Und auch das Coronavirus spielt natürlich eine Rolle, hätte es doch fast das Ende der Expedition bedeutet...


Ideal zur Vorbereitung auf die eigene Eisbrecher Expedition zum Nordpol

Markus Rex Begeisterung für die polare Welt ist ansteckend. Die geschickte Verbindung der spannenden Logbucheinträge der Arktis Eisbrecher Expedition mit Erlebnissen aus seinem langjährigen durch vielzählige Expeditionen in den Polargebieten gebildeten Erfahrungsschatz sowie das Einstreuen von diversen wissenschaftlichen Erkenntnissen und historischen Gegebenheiten ist sehr kurzweilig - man will das Buch nicht aus der Hand legen. Eingefroren am Nordpol ist ein ein wirklich hervorragendes Buch, das in keiner gut ausgestatteten Polar-Bibliothek fehlen sollte und wird deshalb wirklich wärmstens empfohlen - auch zum Einlesen vor der eigenen Arktis Expeditionskreuzfahrt an Bord unserer Sea Spirit oder unserer Eisbrecher Expedition zum Nordpol an Bord der 50 Years of Victory.

Anmerkung: Das Bildmaterial für diesen Beitrag stammt natürlich nicht von der MOSAiC Expedition sondern entstand größtenteils auf unseren Nordpol Expeditionen der Extraklasse an Bord der 50 Years of Victory.



CHRISTIAN HOPPE | Poseidon Expeditions Magazin