Poseidon Expeditions Magazin
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Berühmte Arktis Expeditionen

Drei legendäre Forscher und Ihre beeindruckenden Reisen ins Eis

Ein und dieselbe Reise in die Arktis heute und vor hundert Jahren sind zwei dramatisch gegensätzliche Dinge. Da ist zum einen die Dauer der Expedition, also die Zeit die man benötigt, um an den erhofften Zielort zu gelangen. Heute ein paar Tage auf einem modernen Expeditionsschiff oder auf einem Eisbrecher, im Vergleich zu mehreren Jahren mit Hundeschlitten, auf Skiern, Schiffen, die im Packeis stecken bleiben, oder sogar zu Fuß. Dann sind da die alltäglichen Aktivitäten der Reise: Heutzutage können Sie eine Zodiac-Exkursion unternehmen oder im Whirlpool zwischen Eisbergen relaxen, während die historischen Entdecker alle Hände voll damit zu tun hatten, Eis von den Decks zu schlagen, Schnee zu schmelzen, um Süßwasser zu gewinnen oder nach Nahrung zu jagen. Aus diesem Grund bewundern wir die frühen Entdecker der Arktis heute umso mehr - angetrieben von schierer Entschlossenheit und Leidenschaft, stellten sie sich Herausforderungen, trotzten dem eisigen Meer und fanden ihren Weg in die Geschichtsbücher - und in unsere Erinnerungen.

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Jede Arktis Expedition sollte gebührend gewürdigt und an künftige Generationen weitergegeben werden - aber wir können unmöglich alle in einem einzigen MAGAZIN Beitrag unterbringen. Daher finden Sie im folgenden lediglich drei ausgewählte Beispiele für Entdeckungsreisen in die Arktis:

Nansens Fram-Expedition (1893-1896)

Als ein Mann mit vielen Talenten war Fridtjof Nansen nicht nur Entdecker, sondern auch Wissenschaftler, Humanist, Diplomat, professioneller Skifahrer und Schlittschuhläufer. Im Laufe der seines Entdeckerlebens sammelte er im Rahmen ozeanographischen Studien Beweise für die Eisdrift im Arktischen Ozean. Als Nansen diese für ausreichend gesichert hielt, plante er, eingeschlossen im Eis zum Nordpol zu driften. Für seinen Plan benötigte er jedoch ein Schiff, welches dem Druck des Eises würde standhalten können.

Dieses Schiff war die "Fram" und mit ihr ging es 1893 auf die Reise. Unglücklicherweise driftete das Schiff zunächst nach Süden, so dass Nansen 1895 beschloss, es zu verlassen und auf dem Eis zum Nordpol zu laufen. Gemeinsam mit Hjalmar Johansen gelang es ihm, bis zur Position 86°13′6″N vorzudringen, bevor für die beiden Männer Umkehren die einzige Chance für ihr Überleben bedeutete.

Die Bedingungen für die Rückreise verschlechterten sich weiter. Auf dem Weg durch das Franz-Josef-Land mussten die beiden Männer neun Monate lang in einer selbst gegrabenen Höhle überwintern - wie gut 20 Jahre zuvor die berühmte Österreichisch-Ungarische Nordpolexpedition. Am 17. Juni 1896 fand in der Nähe von Cape Flora die äußerst überraschende Begegnung mit dem britischen Entdecker Frederick Jackson statt, auf die schließlich die sichere Rückkehr zur Fram, die zweite Phase der Eisdrift und schließlich die gefeierte Heimkehr nach Norwegen folgte.

Übrigens, kein Holzschiff fuhr jemals – weder in der Arktis noch in antarktischen Gewässern – auf höheren Breitengraden als die Fram. Nansens legendäres Schiff ist heute Frammuseum in Oslo ausgestellt.

Amundsens Luftexpeditionen der 1920er Jahre

Roald Amundsen ist eine der Schlüsselfiguren der Polarforschung. Er wurde 1872 in eine Reederfamilie geboren und wuchs standesgemäß ganz im Zeichen des maritimen Handels auf. Sein Entdeckergeist wurde maßgeblich von seinem Landsmann Fridtjof Nansen und dem auf tragische Weise verschollenen britischen Entdecker Sir John Franklin inspiriert. Im Jahr 1903 leitete Amundsen - quasi in den Spuren Franklins -  die erste erfolgreiche Expedition durch die legendäre Nordwestpassage. Während der zwei Winter, die er auf King William Island verbrachte, erhielt er von den einheimischen Inuit wertvolle Ratschläge für das (Über-) Leben im Eis. Es folgten zahlreiche weitere erfolgreiche Expeditionen, darunter das berühmte "Rennen zum Südpol", das er sich mit Robert Falcon Scott lieferte.

In den 1920er Jahren konzentriert sich Amundsen auf eine luftgestützte Nordpol-Expedition. Der erste Versuch im Jahr 1923 scheiterte - beim Versuch, von Alaska über 90° Nord  nach Spitzbergen zu fliegen, wurde sein Flugzeug beschädigt. Amundsen und sein Begleiter Oskar Omdal von der Königlichen Norwegischen Marine mussten die Expedition vorzeitig abbrechen.

1925 versuchten Amundsen und der Amerikaner Lincoln Ellsworth erneut und erfolglos, den Nordpol auf dem Luftweg zu erreichen. Wobei ihr Scheitern letztendlich zu einer beeindruckenden und gefeierten Überlebensleistung wurde. Nachdem ihr Flugzeug beschädigt wurde, bemühte sich die Besatzung mehr als drei Wochen, eine Startbahn zu präparieren, um endlich wieder vom Eis abheben zu können. Die Mannschaft schaufelte dabei 600 Tonnen Eis und aß dabei täglich nur ca. 400 Gramm ihrer Lebensmittelrationen. Die Expedition kehrte triumphal zurück, als bereits jedermann glaubte, sie seien für immer verschollen.

Im Jahr 1926 unternahmen Amundsen und 15 weitere Männer, darunter erneut auch Ellsworth sowie eine italienische Besatzung unter der Leitung des Luftfahrtingenieurs Umberto Nobile, mit dem Luftschiff Norge den ersten Überflug der Arktis und des Nordpols. Sie starteten am 11. Mai 1926 in Spitzbergen, überflogen am 12. Mai den Nordpol und landeten am folgenden Tag in Alaska. Amundsen und sein sein Begleiter Oscar Wisting waren somit die ersten Männer, die beide geographischen Pole erreichten.

Die Britische Transarktische Expedition (1968-69)

Wally Herbert, Großbritanniens herausragender Polarforscher, begann seine Karriere 1955 als Landvermesser bei der Falkland Island Dependencies Survey. Bei der ersten Durchquerung der Antarktischen Halbinsel von Hope Bay nach Portal Point bewies er sich als Experte auf dem Gebiet der Trans-Polarreisen, er legte rund 5.000 km mit dem Hundeschlitten zurück und kartografierte gut 10.000 Quadratkilometer zuvor unerforschtes Terrain.

Herberts bedeutendste Expedition war die Britische Transarktische Expedition von 1968/69. Zusammen mit drei Begleitern und 40 Schlittenhunden reiste Herbert von Alaska über den Nordpol der Unzugänglichkeit und den geographischen Nordpol nach Spitzbergen und schloss damit die erste Überquerung des Arktischen Ozeans erfolgreich ab. Am 6. April 1969 erreichten Herbert und seine Gefährten unbestritten als erste Menschen den Nordpol zu Fuß.

Wallys Tochter, Kari Herbert, ist Gastlektorin auf vielen Expeditionskreuzfahrten von Poseidon Expeditions. Kari begann bereits im Alter von zehn Monaten zu reisen, als ihr Vater mit der Familie bei einem Inuit-Stamm in Nordwestgrönland lebte.

Wenn Sie selbst eine Arktisexpedition unternehmen möchten, empfehlen wir Ihnen unsere Expeditionskreuzfahrten in Spitsbergen, im Franz-Josef-Land, in Grönland oder zum Nordpol.